Wer schon die Gelegenheit hatte in einem Entwicklungsland ein Slum zu besuchen, weiss, dass Biel damit nichts gemein hat. Ich habe Accra explodieren sehen von einer Millionenstadt in eine 10 Millionenstadt und das in weniger als in 10 Jahren. Ein Produkt der Weltbank und des Währungsfonds. Es bahnen sich Katastrophen an, die bereits heute Teil des Lebens in Accra sind. Unvorstellbare chaotische Verkehrskollapse, eine unbeschreibliche Smogsituation, Kriminalität und Krankheiten, es ist fast nicht zum Aushalten. Biel ist damit nicht in Verbindung zu bringen, in keiner Art und Weise.
Und trotzdem. Ich empfinde den Grad der Entsozialisierung und die damit einhergehende schwindende Solidarität in dieser Stadt für bedenklich. Die Menschen, die ich tagtäglich betreue scheinen sich mehr in ihr Schiksal zu ergeben als Freude daran zu haben wie wir sie umpflegen. Ich halte die Isolation der Generationen für einen Fehler, der sich mit der vergreisenden Schweizer Bevökerung verstärken wird.
Ich schlage vor, dass die Stadt nicht bloss Überbauungen zulässt wie sie im Gebiet Gaskessel derzeit hochgezogen werden, sondern dass man an Quartieren baut, die für sich in sich wie kleine Dörfer funktionieren, wo verdichtet gebaut wird und zwar Wohnungen für Familien mit Kindern und Senioren unter 1000 Franken, so dass das Generationenwohnen wieder Mode werden kann. Die Kinder brauchen ihre Grossmütter und Grossväter und die Grosseltern ihre Kinder und Kindeskinder. Leben und Sterben sollte zusammen gehören, genauso wie Krach und Frieden.
Die Schweiz ist nicht mehr das was sie war als geplant und gebaut wurde was wir heute sehen. Die Schweiz muss sich auf die Zukunft ausrichten und die sieht ganz anders aus als was war. Vielleicht beginnt die Zukunft mit anderen Wohnformen und vielleicht beginnt sie mit weniger Ausgrenzung und Flucht. Vielleicht müssen wir wieder mehr Burgen bauen, damit das Heim ein Schloss wird. Vielleicht sollten die Häuser so angeordnet werden wie das in Ghana auf dem Land mit den Lehmhäusern getan wird. Dort macht man es um Schatten zu gewinnen und damit die Kühle zu bewahren. Hier sollte man es machen, um die Kälte draussen zu halten und die Wärme drinnen.
Werde ich gewählt für ein Amt in der Stadt, so will ich bei Bauvorhaben auf solche Kriterien achten und darauf hinweisen, dass man etwas mehr an eine andere Zukunft denken sollte.
Donnerstag, 21. Februar 2008
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