Samstag, 9. August 2008

Die Schweiz braucht Einwanderer

Unter diesem Titel erörterte das „Bieler Tagblatt“ am 7. August 2008 das „THEMA“ Ausländer. Wie heisst es doch so treffend: „an ihren Worten sollt ihr sie erkennen. Müsste das „THEMA“ statt „Ausländer“ nicht „Integration“ oder „ZUSAMMENLEBEN“ heissen? Müsste man nicht befreit von Aufhetzung und Ideologien darüber reden und handeln, wie wir unser Leben gemeinsam gestalten wollen? Wie Menschen verachtend ist es eigentlich Menschen auszugrenzen und ihnen den Titel „Ausländer“ anzuheften wie ein Kainszeichen?

Warum redet man nicht davon, warum die „Inländer“ keine Familien mit Kindern mehr gründen und es dann, falls doch, nicht aushalten mindestens so lange die Kinder auf die Obhut der Eltern angewiesen sind? Warum sollen das die „Ausländer“ den besser machen, wo sie doch potentiell gewalttätig sind und die Sozialhilfe ausbeuten, mit ihrem Nachwuchs und ihren Familien? Weisst man damit den „Ausländer“ nicht automisch auf die unterste Stufe der Gesellschaftsschicht zu? Dort wo Armut herrscht, dort wo man sich wegen dem Kindersegen nichts leisten kann, wo man zu den „Working Poors“ gehört, weil die Arbeit, die sie verrichten nur mies bezahlt werden? Richten damit die „Inländer“ nicht ganz automatisch ein unrechtes Kastensystem ein, obwohl in der Schweiz vor dem Gesetze alle gleich sind?

Ist es so gesehen nicht höhnisch, dass die Schweiz Einwanderer braucht und es sich leistet ihren Nachwuchs aus der Armut zu beziehen? Und zwar nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit, sondern nur um ihre Sozialversicherung und ihren inländischen Generationenvertrag sicherzustellen.

„Multikulturalität ist eine Bereicherung für unser Land“, ist nichts als ist eine abgedroschene Phrase, die vor der Realität keinen Bestand hat. Beispiele gefällig? Wird am Städtebundtheater Biel/Solothurn etwa Chinesisches Theater gespielt? Treten dort etwa afrikanische Theatergruppen auf? Gibt es in Biel eine Musikschule, die sich auf Weltmusik spezialisiert hat? Gibt es in Biel ausschliesslich Lehrerinnen und Lehrer, die grundsätzlich auf ihre vielsprachigen und mehrfachkulturellen Klassen hin ausgebildet wurden und permanent geschult werden, um mit diesen schwierigen Bedingungen umzugehen? Mein Verdacht, dass dem so nicht ist, nährt sich aus meiner Erfahrung als Mutter von drei Söhnen, die in Biel zur Schule gehen und gingen.

Gibt es Massnahmen, die getroffen wurden und entsprechende Einrichtungen, die Mütter und Väter aus allen Herren Ländern auf ihre Elternrolle in der Schweizer Schulen vorbereitet werden? Wie geht man mit Müttern und Vätern um, die sich für ein Engagement in einem Elternrat oder in der Schulkommission interessieren? Ich kann davon erzählen und es würden keine gemütlichen Feierabendgespräche vor dem wärmenden Fernsehapparat werden.

Es ist einfach eine Tatsache, dass wir in einer Welt leben, wo sich alle bewegen müssen. Diejenigen, die meinen die Gemütlichkeit in der Tiefe des Sofas sei für ewig gepachtet und die Globalisierung träfe nur die anderen, müssen damit rechnen in irgendeiner Form sehr unbequem überrollt zu werden. Wer gegen die Globalisierung ist, soll sich bei ihr beschweren gehen.

Ich meine, dass es an unserer aktiven Generation ist, heute die Diskussionen darüber zu führen wie wir handeln müssen, damit unsere Verschiedenartigkeit eine neue Gemeinsamkeit wird, so dass wir die Errungenschaften der hochzivilisierten Schweiz auch an unsere nachfolgenden Generationen weitergeben können, ohne dass diese mit der Schäbigkeit und der Ungerechtigkeit der Armut konfrontiert wurden. Denn Armut generiert Frustration generiert Brutalität generiert Fanatismus und sie generiert vor allem Chancenungleichheit. Und damit verletzen wir unsere Verfassung, auf die wir alle geschworen haben.

1 Kommentar:

88Helevete hat gesagt…

Wir wollen keine Neger in Biel. Gute Heimreise!