Sonntag, 4. Mai 2008

Wieder am Pranger

Anders als mit Polemik und Populismus kann die Blocherpartei nicht politisieren. Das belegen die rassistischen Plakate im ganzen Land einmal mehr. Man könnte sagen, dass eine tote Geiss das Metzgermesser nicht mehr fürchten muss. So lautet ein ghanaisches Sprichwort, das für einen wiederkehrenden Schreckversuch verwendet wird. Das verbraucht sich, wenn man mit derselben Bildsprache für immer wieder nuanciert andere Inhalte den Menschen das Fürchten beibringen will.

Unsereiner jedenfalls regt sich schon etwas weniger darüber auf als auch schon. Wären da nicht die Enthemmungen gewisser Menschen auf der Strasse, die meinen einen andersfarbigen Menschen die Zunge herausstrecken zu müssen, während sie hinter sicheren Busfenstern sitzen.

Seit die Blocherpartei mit ihren ausländerfeindlichen Kampagnen auf Stimmenfang geht, häufen sich die Abartigkeiten der doch sonst wohlerzogenen Einheimischen. Oder sind es eben gerade nur die nicht wohlerzogenen Einheimischen, die sich hinter den Rattenfängern versammeln und meinen ihren Mut zu kühlen, indem sie etwa unseren Nationalrat Rigardo Lumengo mit Bananen bewerfen? Wäre da nicht die kaum zu verdrängende Furcht, dass es, wie Lumengo sagt, nicht eines Tages schlimmere Übertretungen sind, mit denen wir konfrontiert werden.

Ich bin guten Mutes. Ich integriere mich jeden Tag in diese Gesellschaft, in der auch meine Kinder aufwachsen, Schritt um Schritt. Ich will mich politisch für die Integration einsetzen, mithelfen den Hilfloseren Unterstützung zu geben und dazu gehören auch die, die im Zug das Abteil wechseln, wenn ich um den leeren Platz gebeten habe. Menschen, die Menschen hassen, nur weil sie eine andere Hautfarbe haben oder aus einem anderen Land kommen, sind eben auch Hilflose. Vermutlich gehören sie zu den Globalisierungsverlierern, genauso wie viele in meinem Heimatland, die darum flüchten oder elendiglich darben müssen.

Wir sollten es nicht zulassen, dass das Geld über den Wert von Menschen gestellt wird, so wie das gegenwärtig gerade wieder der Fall ist. Es sollte Regeln geben, dass es nicht möglich ist, dass mit Nahrungsmitteln gespielt und gewettet werden kann. Was wir geglaubt haben es würde nie mehr passieren, nämlich dass die Menschen des Südens ihr Essen nicht mehr selber kaufen können, ist zurückgekehrt. Innert weniger Monate hat der unkontrollierte Weltkapitalismus dafür gesorgt, dass in Afrika wieder Reis vom Himmel fallen wird. Damit werden Entwicklungserfolge vieler Jahre ausradiert und zunichte gemacht.

Ich höre Blocher schon wieder sagen: „Ich habe es ja immer gesagt, die Entwicklungshilfe sei Geld zum Fenster hinausgeworfen.“ Er wird sich dafür nicht schämen müssen, sondern den Applaus jener ernten, die sich eigentlich davor fürchten müssten eines Tages vom Kapitalisten Blocher auch einfach fallen gelassen zu werden. Oder glauben die, der Toni Brunner sei ein valabler Ersatz für Blocher?

Vorerst aber wird die Blocherpartei Millionen in Plakataushänge investieren, um den Menschen Sand in die Augen zu streuen. Solange die Milliardäre dieser Welt sich an den Armen dieser Welt bereichern, indem sie immer schneller und unkontrollierter ihre Milliarden um den Globus hetzen, gerade dort wo durch Ausbeutung am meisten zu verdienen ist, desto mehr hungernde Menschen werden rund um den Globus der Nahrung hinterher wandern müssen. Mit oder ohne Schweizer Pass, legal oder illegal. Denn schlimmer als Hunger und Perspektivlosigkeit können auch harte und eiskalte Herzen nicht sein.

Gegen SVP-Plakate gibt es nur eines: fröhliche Gesichter und helfende Hände - das überzeugt längerfristig alle.