Mittwoch, 30. Januar 2008

Meine familiären Hintergründe


Ich gehöre dem Stamm der Ewe an. Die Ewes leben im Grenzgebiet von Togo und Ghana. Mit anderen Worten, die Ewes gehören zu den Stämmen Afrikas, deren Lande durch die Grenzsetzung nach dem 1. Weltkrieg an zwei verschiedene Staaten aufgeteilt wurde. Schliesslich ergab es sich nach vielen Wirren der Geschichte, dass die offizielle Landessprache in Togo französich ist und jene in Ghana englisch. Entsprechend haben sich die Kulturen an die francophonen oder an die angelsächsische westliche Lebensarten angepasst ohne natürlich die eigenen Traditionen ganz aufzugeben. Diese sind nach wie vor lebendig und wichtig, obwohl viele von uns sich an eine eher verwestlichte urbane Lebensweise angeeignet und auch gewöhnt haben.


Meine Familie ist eine typische Ewe-Familie, hin- und hergerissen zwischen den Hauptstäden Lome in Togo und Accra in Ghana. Das hat sich etwa so ausgedrückt, dass meine Mutter die erste Offizierin in der Armee von Ghana war, während ihr Bruder und mein Onkel General unter dem inzwischen verstorbenen Diktator Ejadema war. Während mein Onkel von den Schergen Ejademas vergiftet wurde, war meine Mutter mit dem Deputy Defense Minister unter Nkrumah liiert, dem sie ihr erstes Kind gebar, meinen älteren Bruder William. William war dann viele Jahre als Offizier Mitglied der persönlichen Leibgarde des Präsidenten Jerry J. Rawlings, der ab 1981 nach einem ltzten Militärputch Ghana endlich ins demokratisch geprägte 21. Jahrhundert führte.
Rawlings hatte einen besondern Zugang zu meiner Grossmutter, die an seiner Boarding School eine beliebte Köchin war und für ihn immer eine Extraportion übrig hatte, denn beide waren Mischlinge. Sie stammte von einer Ewe und einem Portugiesen, er von einer Ewe und einem Schotten ab.
Meine Mutter heiratete später meinen Vater, der vor Rawlings in England ausgebildeter Ausbildungoffizier in der Armee Ghana war.

In dieses politische Milieu wurde ich hinein geboren und darin wuchs ich auch auf. Politik also war und ist für mich wie Sauerstoff. Sich davon fernhalten zu wollen, wäre mir nie in den Sinn gekommen. Dass es in unserer Familie immer um soziale Gerechtigkeit ging, war notgedrungen eine Tatsache. Dass meine Familie sowohl Nkrumah verehrte und Rawlings unterstützte, beide waren Sozialisten, war nie ein Zweifel wert. Selbst damals nicht als nach Rawlings Putch über Jahre der Notstand in Ghana herrschte und eine Hungersnot die andere ablöste.

Es war die bitterste Zeit meines Lebens. Ich weiss nicht, ob ich alleine hätte überleben können. Mein Zwillingsbruder und ich waren auf uns alleine gestellt. Unsere grosse Familie löste sich auf und zerstreute sich in alle Winde. Geld für die Schule war keines mehr vorhanden, es reichte auch kaum mehr fürs Essen. Mein Bruder und ich zogen damals von einem Ort zum anderen. Die Mutter war schwer erkrankt und der Vater als Transportunternehmer zwischen Ghana und Nigeria unterwegs bis er einen schweren Unfall hatte und alles, sein mit Pensionsgeldern neu aufgebautes Unternehmen, verlor.

Die Erholung und der Wiederaufstieg brauchte fast zehn Jahre meines Lebens auf. Der alte Glanz der Familie kam nie mehr zurück. Die herausgeputzten Sonntagsspaziergänge lagen zurück wie in einem Traum und schienen unerreichbar.
Als mein Romeo, mein Zwillingsbruder sich dann um 20 auf die Fahrt über den Ozean in die neue Welt flog und in New York landete, begann ein neuer Traum. Ich hätte nachreisen sollen, sobald er sich etabliert hätte, einen Job und eine Bleibe. Aber soweit kam es nie. Der amerikanische Way of Life beginnt für einen Afrikaner ganz weit unten. Der Existenzkampf ist unbeschreiblich und wer es bis zum New Yorker Taxifahrer gebracht, hat schon eine ordentliche Karriere hinter sich. Als Taxifahrer in dieser für den Touristen so faszinierenden Stadt lernt man die Abgründe des menschlichen Wesens auf eine Art und Weise kennen, wie man sich das weder mit den Augen einer Afrikanerin noch als Schweizerin vorstellen kann. Romeo wurde im Dauerstress schwer krank und als Schwarzarbeiter ohne jede soziale Abfederung bedeutet das den nicht aufzuhaltenden Niedergang. Was dann geschah, kann man fast nur in der Literatur nachlesen. Mein Bruder verschwand und unser Kontakt brach ab. Neue Albträume kehrten in mein Leben zurück und die Träume platzten so wie viele Luftschlösser davor.

Montag, 28. Januar 2008

Warum dieser Blog?

Pünklich zum Jahresbeginn, gestern am 24. Januar 2008, wurde ich von meiner SP Sektion Biel-Madretsch auf den Schild gehoben und zur Kandidatin für das Exekutivamt des nebenamtlichen Bieler Gemeinderates und gleichzeitig als Stadtratskandidatin nominiert.

Am 27. Februar 2008 sollen die Nominationen aller Stadtsektionen von der Gesamtparteiversammlung bestätigt werden. Damit eröffnet die SP ihrerseits den Wahlkampf 2008 in der Stadt Biel.

Dass ich auch von der Gesamtpartei unterstützt werde, davon bin ich persönlich überzeugt. Ich werde im Rahmen dieses Blogs und in den kommenden Monaten versuchen darzulegen, warum ich das grosse Vertrauen verdiene und warum ich nicht nur für meine Sektion SP Madretsch eine Stütze bin, sondern für alle an einer echten Integration und sozialer Gerechtigkeit interessierten Bürgerinnen und Bürger eine werden kann, sofern ich darin unterstützt werde.

Denn mein politisches und tagtäglich gelebtes Credo ist die Brücke zu schlagen zwischen den Generationen, zwischen Einheimischen und Immigrantinnen und Immigranten und nicht zuletzt zwischen Frauen und Männern.

Ich lade Sie ein, mit mir den Dialog direkt und ungeschminkt zu führen.